Wie wir miteinander reden (oder eben nicht) bestimmt die Qualität unseres Miteinanders, im Berufsleben wie im Privaten. Je wertschätzender wir kommunizieren, umso mehr erreichen wir und umso zufriedener sind wir – im Team oder als Führungskraft.

Ohren und Schnäbel

Wenn Menschen miteinander kommunizieren, tun sie das gleichzeitig auf mehreren Ebenen. Der Psychologe Friedemann Schulz von Thun beschreibt in seinem Kommunikationsquadrat dazu anschaulich „4 Ohren und 4 Schnäbel“. Danach schwingen immer vier Komponenten mit, wenn wir etwas kundtun:

  1. ein sachlicher Inhalt,
  2. die Beziehung, die wir zu unserem Gegenüber haben,
  3. eine Auskunft über uns selbst und
  4. ein Appell an die andere Person.

Fazit: In keinem noch so kleinen Gespräch geht es „nur um die Sache“. Kompliziert wird es, wenn wir mit einem der vier Ohren „hören“, was von einem der vier Schnäbel „nicht gemeint“ war. Denn neben Worten und Gesten sind auf dem Weg von A nach B jede Menge Bewertungen unterwegs. Gut, wenn wir dann den wertschätzenden Kontakt nicht verlieren.

Tipp:
Gerade, wenn Sie sich unwohl oder unsicher mit einer Aussage fühlen – fragen Sie noch einmal nach, statt sofort Ihrem „Kopfkino“ zu glauben.

Aktives Zuhören

Steht in Gesprächen vorrangig der eigene Standpunkt im Fokus, sind wir nicht richtig „bei der Sache“. Aber Hand aufs Herz: Wie oft denken Sie über ein Argument oder eine Antwort nach, während die andere Person noch mit Ihnen spricht? Dabei ist die Königsdisziplin der Kommunikation das sogenannte aktive Zuhören. Dann schenken wir unserem Gegenüber unsere ungeteilte Aufmerksamkeit. Dazu gehört auch, wirklich Anteil zu nehmen und die Perspektive zu wechseln. Indem wir uns auf die andere Seite einlassen, interpretieren wir Gesagtes nicht automatisch nach altbewährten Mustern und Vor-Urteilen, sondern bleiben offen für „Unerhörtes“. Und lassen Platz für das Einzigartige und Überraschende, das in jedem Wortwechsel steckt.

Tipp:
Nehmen Sie sich Zeit beim Zuhören. Lassen Sie andere nicht nur ausreden, erlauben Sie auch Gesprächspausen, um Gesagtes wirken zu lassen.

Feedback statt Kritik

Positive Rückmeldungen sind gut. Ebenso wichtig ist, bestehende Unzufriedenheit oder Ärger mitzuteilen und Klärung herbeizuführen. Während sich Kritik auf Unzulängliches richtet, zielt konstruktives Feedback auf Verbesserung ab. Der Unterschied liegt auch hier in der Haltung. Wer rückmelden will, dass sich die Dinge nicht wie gewünscht entwickeln, sollte im Gespräch nicht „angreifen“ oder „rechthaben“ wollen. Denn nur dann muss sich das Gegenüber nicht „verteidigen“ und „rechtfertigen“. Wie Sie andere dann kritisieren sollen? Gar nicht. Sprechen Sie lieber von sich selbst und erklären Sie in Ich-Botschaften, was Sie wahrnehmen und wie es Ihnen mit einer Situation geht. Das ist eine gute Basis, um gemeinsam die Situation zu optimieren.

Tipp:
Nicht nur in Gesprächen mit Mitarbeitenden: Es wirkt auflockernd, zuerst Dinge anzusprechen, die gut laufen, bevor Sie schwierige Themen benennen.

Muster überschreiben

Ob wir einander zuhören können und wie offen oder achtsam wir im Umgang miteinander sind, hängt von unseren Kommunikationskulturen in Familie und Beruf ab. Und wie in jeder Kultur erlernen und übernehmen wir früh Muster, nach denen wir handeln. Wollen wir also überprüfen, wie wertschätzend und konstruktiv wir tatsächlich kommunizieren, lohnt sich eine Selbstbeobachtung. Um besser verstanden zu werden, andere besser zu verstehen oder reibungsloser Informationen auszutauschen: Wie aufmerksam höre ich zu? Wie schnell interpretiere ich, was ich höre? Wie gebe ich Feedback? Die gute Nachricht: Kommunikative Verhaltensweisen lassen sich verändern. Und es macht doppelt Spaß, wenn andere sich darüber freuen!